Ukrainischer Nationalfeiertag in Ahaus
Fast 100 aus der Ukraine geflüchtete Menschen haben am vergangenen Mittwoch vor dem Ahauser Rathaus ihren 31. Nationalfeiertag begangen und sich gleichzeitig bei der Stadt Ahaus und der ganzen Bevölkerung für die Unterbringung, Hilfe und großartige Unterstützung bedankt.
Für eine kurze Zeit konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die häufig erdrückenden täglichen Sorgen und Ängste um Daheimgebliebene, weiterhin kämpfende Ehemänner und die Zerstörung der Heimat ein kleines Stück vergessen. Zahlreiche ukrainische Nationalfahnen, Wimpel und Trachten, Lieder, die ukrainische Nationalhymne, kleine Gedichte und Vorträge erinnerten vor dem Rathaus an ihr fernes Heimatland und zeigten die große Sehnsucht nach Frieden.
Stellvertretend für die Stadt und Bevölkerung übergaben die Teilnehmer einen in den Nationalfarben gehaltenen Blumenstrauß an den Beigeordneten Werner Leuker, der bewegt versprach. „Der Dank gilt allen Menschen in Ahaus, die hier – beruflich und sehr oft auch ehrenamtlich – Tag für Tag helfen. Wir werden auch weiterhin gemeinsam versuchen, für alle Flüchtlinge, aus der Ukraine und aus den anderen Fluchtländern, das uns Mögliche zu tun. Für uns gibt es dort keinerlei Unterschiede.“
Seit dem 24. Februar sind bislang insgesamt 422 Personen aus der Ukraine nach Ahaus gekommen. 41 sind bis heute wieder verzogen. Aktuell müssen Unterkünfte für 381 Personen aus der Ukraine bereitgestellt werden. 161 konnten inzwischen in städtischen Gemeinschaftsunterkünften aufgenommen werden, 220 wohnen privat, zwischenzeitlich bei fast 100 Familien in Ahaus. Beigeordneter Werner Leuker macht deutlich: „Ohne diese großartige Unterstützung hätte die Stadt keine Chance gesehen, so viele Flüchtlinge in so kurzer Zeit unterzubringen. Deshalb gilt mein tiefer Dank allen Familien und Menschen, die sich hier Tag für Tag so toll und uneigennützig engagieren, Wohnraum zur Verfügung stellen und uns damit am Ende wirkungsvoll helfen und entlasten.“
Daneben müssen weitere 182 Flüchtlinge aus anderen Fluchtgebieten, vor allem aus Afrika, den arabischen Staaten, dem Irak und dem Iran in den Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden. Alle fast 350 Plätze in städtischen Gemeinschaftsunterkünften sind mittlerweile belegt. „Wir haben der Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Zuweisungsbehörde des Landes bereits schriftlich mitgeteilt, dass unsere Platzreserven momentan vollständig aufgebraucht sind und wir in den nächsten Tagen und Wochen keine geeignete Aufnahmemöglichkeit sehen“, sagt Michael Bethmann vom Fachbereich Arbeit und Soziales.
Damit ist die Stadt Ahaus im Kreis Borken keineswegs alleine. Auch andere Kommunen des Kreises sind aufgrund sehr hoher Zuweisungen, insbesondere in diesem Monat, an ihre Belastungsgrenzen gestoßen und stehen vor ausgeschöpften Unterbringungskapazitäten.
„Auch, wenn ich die starke Beanspruchung des freien privaten Wohnungsmarktes in dieser Flüchtlingskrise durchaus sehe, möchte ich dennoch gern an alle, die in Ahaus noch freien Wohnraum anbieten können, herzlich appellieren, mit unserem Fachbereich Arbeit und Soziales zeitnah Kontakt aufzunehmen“, appelliert Werner Leuker. Der städtische Aufwendungsersatz je aufgenommener Person wird zum 1. Oktober vor dem Hintergrund der steigenden Energiekosten in Ahaus und auch in anderen Kommunen von derzeit 100 Euro auf 150 Euro je Monat erhöht. Unabhängig davon prüft die Verwaltung mittlerweile auch die Unterbringung in Hotels oder notfalls auch in Turnhallen. Ferner wird das Haus der Landwirtschaft für eine Übergangszeit für eine weitere Flüchtlingsaufnahme vorbereitet.
„Wir werden so bald wie möglich das Haus der Landwirtschaft im Juteviertel für Flüchtlinge in Betrieb nehmen“, ergänzt der Technische Beigeordnete der Stadt, Thomas Hammwöhner. „Darüber hinaus ist es aktuell schwierig für die Stadt, weitere Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, die für eine größere Anzahl Personen geeignet ist. Daher sind wir dankbar für jede Unterstützung aus der Bevölkerung. Falls also private Anbieter sich engagieren möchten, und vielleicht sogar Häuser zur Verfügung stellen können, würde uns das sehr helfen.“